Ursachen
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann mehrere Ursachen haben. In seltenen Fällen ist diese Krankheit angeboren - etwa eines von 4000 Neugeborenen ist betroffen. In diesem Fall ist die Schilddrüse bei Säuglingen nur schwach ausgebildet oder gar nicht erst vorhanden. Es ist wichtig diese Krankheit frühzeitig zu erkennen, da ansonsten Langzeitschäden entstehen können. Dazu gehören vor allem Nervenschäden und Entwicklungsstörungen, die beispielsweise für geistige Behinderungen oder Kleinwuchs sorgen können. Da eine Screeninguntersuchung bei Neugeborenen aber festgelegt ist, bleiben diese Komplikationen im Normalfall aus. Eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich oft in den ersten Lebensmonaten des Säuglings. Selten entwickelt sich die Krankheit schon im Mutterleib.
Häufiger hingegen kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion wenn beispielsweise eine Entzündung der Schilddrüse vorlag oder Gewebe dieses Organs zerstört wurde. Auslöser für eine Entzündung ist meist eine Autoimmunerkrankung, die als Hashimoto-Thyreoiditis bezeichnet wird. Dabei wird die Schilddrüse vom Körper als fremdes Gewebe erkannt, was dazu führt, dass Antikörper produziert werden und eine Entzündung auslösen, bei der Gewebe der Schilddrüse zerstört wird. Dieser Vorgang kann über Jahre anhalten, weshalb eine Schilddrüsenunterfunktion oft schleichend verläuft und erst spät erkannt wird.
Eine weitere Ursache, die aber nicht so häufig auftritt, ist die Fehlfunktion im Gehirn, die dafür sorgt, dass zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet werden können. In diesem Fall arbeiten Hypothalamus und Hypophyse, Zentren, die für die Hormonbildung sehr wichtig sind, nicht richtig und stimulieren die Schilddrüse nicht genügend, da zu wenig Hormone produziert werden. Diese Fehlfunktion kann eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen. Eine mittlerweile fast gar nicht mehr auftretende Ursache ist Jodmangel. Da jeder Mensch heutzutage genügend Jod zu sich nimmt, kommt diese Ursache nur noch sehr selten in Frage. Oft ist ein Jodmangel und die dabei entstandene Schilddrüsenunterfunktion mit einer vergrößerten Schilddrüse verbunden.
Eine Schilddrüse kann sich auch bei schwangeren Frauen nach der Entbindung entzünden. Die dadurch entstandene Schilddrüsenfunktion ist allerdings nicht immer langanhaltend und klingt bei 50 Prozent der betroffenen Frauen wieder ab.
Symptome
Zu Beginn ist eine Schilddrüsenunterfunktion gar nicht oder nur gering bemerkbar, da die Symptome bis dahin nur sehr schwach ausgeprägt sind. Bei älteren Menschen können die Symptome mit altersbedingten Änderungen verwechselt werden, denn eine Schilddrüsenunterfunktion äußert sich bei ihnen oft nur durch eine höhere Empfindlichkeit für Kälte und eine geringere körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit.
Bei jungen Menschen bzw. Menschen im mittleren Alter kann sich eine Schilddrüsenunterfunktion durch andere Symptome bemerkbar machen. Diese wirken sich auf Organe, Nerven und die Psyche aus. Dazu gehören Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, wobei der Betroffene sich zusätzlich unmotiviert und antriebslos fühlt und ein höheres Bedürfnis für das Schlafen entwickelt. Außerdem sind die Reflexe verlangsamt. Der Betroffene kann sich nicht mehr gut konzentrieren und wird vergesslicher. In manchen Fällen nimmt der Betroffene an Gewicht zu und seine Blutfettwerte sind erhöht. Es kann eine Muskelschwäche entstehen, die zum Teil mit Schmerzen verbunden sind. Die Haut erscheint blass und trocken. In manchen Bereichen des Körpers wirkt die Haut des Betroffenen aufgedunsen. Zudem werden die Haare brüchig und es kann zu Haarausfall kommen. Betroffene haben oft eine tiefere und heisere Stimme. Eine Schilddrüsenunterfunktion hat auch negative Auswirkungen auf die Verdauungsorgane, was zu Verstopfungen führen kann. Frauen leiden häufig an unregelmäßig auftretenden Monatsblutungen. Auch die Chance schwanger zu werden ist geringer. Viele Betroffene haben zudem ein verringertes Lustempfinden, wobei Männer oft auch unter Potenzstörungen leiden.
Besteht eine Schilddrüsenunterfunktion, die aber länger nicht behandelt wird, kann es außerdem zu einem langsamen Herzschlag und einem zu hohen Blutdruck kommen. Im weiteren Verlauf können die Herzkranzgefäße verkalken, was wiederum zu einer Herzmuskelschwäche führen kann.
Bei einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion besteht bei Säuglingen eine Trinkschwäche, wenig Aktivität und geringe Bewegung. Neugeborene besitzen außerdem oft eine größere Zunge und eine länger anhaltende Neugeborenengelbsucht.
Diagnose
Zu Beginn ist es wichtig einem Arzt zu schildern, welche Symptome aufgetreten sind. Oft liefert dies bereits erste Hinweise auf eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion. Da die typischen Symptome jedoch auch auf andere Krankheiten zurückgeführt werden könnten, sind weitere Untersuchungen notwendig. Dazu gehören vor allem Blutuntersuchungen und Ultraschalluntersuchungen. Während einer Ultraschalluntersuchung ist es dem Arzt möglich, einen genauen Einblick der Schilddrüse zu bekommen. Eine weitere Untersuchung ist die sogenannte Szintigrafie, die aber nicht zwingend durchgeführt werden muss. Bei dieser Untersuchung wird die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse kontrolliert. Zuvor wird dem Patienten ein Mittel über die Vene verabreicht, die radioaktiv ist. Dieses Mittel sollte von der Schilddrüse aufgenommen werden. Passiert dies nicht, liegt wahrscheinlich eine Unterfunktion vor.
Behandlung
Die Hormone, die von der Schilddrüse nicht mehr produziert werden, können mithilfe von Medikamenten eingenommen werden. Diese Hormone werden meist in Form von Tabletten verabreicht. In der Regel müssen diese Tabletten ein Leben lang eingenommen werden und dies auch ohne Pausen. Die geeignete Dosis wird anhand der Untersuchungsergebnisse von einem Arzt bestimmt. Zu Beginn werden bei dem Patienten monatlich Kontrolluntersuchungen mit zusätzlichen Blutabnahmen durchgeführt, um Veränderungen im Blut im Blick behalten zu können. Schlägt die Therapie positiv an, werden die Abstände der Kontrolluntersuchungen länger.
Da Jodmangel praktisch nicht mehr vorkommt, ist eine Jodzufuhr während einer Therapie nicht notwendig. Allerdings sollten Frauen mit einer Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft Jod zu sich nehmen. Wie weit dies nötig ist sollte mit dem behandelnden Frauenarzt abgeklärt werden.