Man unterscheidet verschiedene Formen des Schielens. Die am häufigsten vorkommenden Formen sind das Begleitschielen, das Lähmungsschielen und das latente Schielen. Eine Form des Begleitschielens ist das frühkindliche Innenschielen. In Deutschland ist diese Schielform am weitesten verbreitet. Das frühkindliche Innenschielen kann bereits in den ersten Lebensmonaten des Kleinkindes entstehen.
Ursachen
Jede Art des Schielens hat mehrere und unterschiedliche Ursachen. Die Ursachen für das frühkindliche Innenschielen, welches eine Art des Begleitschielens ist, konnten bisher nicht eindeutig geklärt werden. Jedoch wird vermutet, dass das Risiko für die Erkrankung deutlich höher ist, wenn bereits innerhalb der Familie jegliche Formen des Schielens aufgetaucht sind. Weitere Risiken für das frühkindliche Innenschielen sind unter anderem eine Frühgeburt und eine Weitsichtigkeit, die nicht oder zu spät behandelt wird.
Eine andere Form des Schielens ist das Lähmungsschielen. Menschen
in jedem Lebensalter können davon betroffen sein. Zudem entsteht diese Schielform häufig plötzlich. Bei dem Lähmungsschielen sind Nerven des Auges geschädigt und gelähmt. Dies hat Auswirkungen auf die Augenmuskeln, weshalb diese nur noch eingeschränkt funktionieren. Ursache für das Lähmungsschielen können beispielsweise Infektionen oder Tumore sein. Oft können aber auch Durchblutungsstörungen im Bereich der Augen für diese Erkrankung sorgen. Dabei sind vor allem Diabetiker oder Menschen mit einem langfristigen hohen Blutdruck betroffen.
Entsteht ein latentes Schielen, so wird dies oft nicht bemerkt. Grund dafür ist ein paralleler Blick beider Augen. Zudem wird das Schielen durch minimale Bewegungen der Augen ausgeglichen. Allerdings kann dieser Ausgleich stoppen sobald der Betroffene übermüdet oder betrunken ist. In diesen Fällen weicht das betroffene Auge vom normalen Blick ab, weshalb die aufgenommenen Bilder nun doppelt erscheinen.
Schielen kann auch die Folge von anderen Krankheiten sein, dazu zählen unter anderem Infektionen oder Linsentrübungen. Diese Art des Schielens wird sekundäres Schielen genannt.
Symptome
Kinder und Kleinkinder haben die Fähigkeit das betroffene, schielende Auge in der Sehfähigkeit her zu "ignorieren", auch Suppression genannt. Dadurch können Doppelbilder vermieden werden. Passiert dies allerdings zu oft oder zu langfristig, hat dies negative Auswirkungen auf die Sehfähigkeit und sie verschlechtert sich. Ist beispielsweise nur ein Auge vom Schielen betroffen und hat einen Schielwinkel, so wird dieses nicht mehr richtig für das Sehen benutzt. Das gesunde Auge übernimmt so die Hauptaufgabe für das Sehen. Der Nachteil ist jedoch, dass die Sehfähigkeit und Orientierungsfähigkeit bei dem kaum genutzten Auge immer schlechter werden. Auch bei einem Lähmungsschielen kann die Bildaufnahme des betroffenen Auges unterdrückt werden, was ebenfalls wieder zu einer verschlechterten Sehfähigkeit führen kann.
Tritt das Schielen, egal ob latentes Schielen oder Lähmungsschielen, bei Erwachsenen auf, so sehen sie in der Regel immer doppelt oder verschwommen. Die Doppelbilder bei dem latenten Schielen werden aber vor allem bei starker Müdigkeit oder hohem Alkoholkonsum wahrgenommen. Betroffene leiden außerdem häufig unter sogenannten Anstrengungsbeschwerden oder auch asthenopische Beschwerden. Das Auge fühlt sich überanstrengt an, da der Schielwinkel und das dadurch gestörte Sehen wieder ausgeglichen werden müssen. Ein weiteres Symptom sindAugenschmerzen, die bis zur Nase ausstrahlen können. Vor allem am Abend nehmen diese Schmerzen zu.
Treten eher ganz plötzlich Doppelbilder auf, wobei weitere Symptome wie eine halbseitige Körperlähmung auftreten, kann es sich in diesem Fall um einen Schlaganfall handeln. Hier sollte sofort ein Notarzt verständigt werden.
Diagnose
Wird von dem Betroffenen wahrgenommen, dass er schielt, so sollte so schnell wie möglich ein Augenarzt aufgesucht werden. Der Augenarzt untersucht zunächst das betroffene Auge und stellt fest, ob es sich um ein sekundäres Schielen handelt. Denn dies kann durch verschiedene Erkrankungen am Auge entstehen. Wird festgestellt, dass es sich um ein Lähmungsschielen handelt, wird eine Kernspintomografie durchgeführt. Handelt es sich um einen sogenannten Mikrostrabismus, der Schielwinkel also so gering ist, dass er kaum bis gar nicht wahrgenommen wird, kann dieser nur schwierig diagnostiziert werden. Oft merken Kinder oder Erwachsene erst zu spät, dass sie schielen, weshalb Betroffene in diesem Fall oft schon an einer verschlechterten Sehfähigkeit leiden.
Behandlung
Je nach Art des Schielens, wird die Behandlung für den Patienten angepasst. Zudem wird unterschieden, ob der Patient bereits erwachsen ist oder noch im Kindesalter ist. Handelt es sich um das Innenschielen, welches überwiegend im Kindesalter auftaucht, besteht die Behandlung hauptsächlich darin eine Sehschwäche zu verhindern oder wenn diese schon entstanden ist, sie ausreichend zu behandeln und einzudämmen. Während der Behandlung wird außerdem versucht, den Winkel der schielenden Augen wieder in die richtige Position zu bringen, bis die Augen wieder parallel nach vorne blicken können. Falls bereits eine Sehschwäche entstanden ist, kann diese mit einer Brille ausgeglichen und verbessert werden. Für die Augen ist es außerdem wichtig, dass beide gleichermaßen beansprucht werden. Damit kein Ungleichgewicht entsteht und sich ein Auge in der Funktion verschlechtert, kann das häufiger beanspruchte Auge mit einem speziellen Pflaster bedeckt werden. Das betroffene Auge wird so gefördert wieder mehr zu sehen.
Sollte eine Brille nicht zum erhofften Ergebnis führen, beispielsweise dass das Schielen minimiert wird, so muss ein operativer Eingriff durchgeführt werden. Die Operation findet an den Muskeln der Augen statt. Mithilfe des Eingriffs kann der Schielwinkel verringert und die Fehlstellung der Augen korrigiert werden. Das räumliche Sehen kann aber auch dann in den meisten Fällen nicht wiederhergestellt werden. Eine Operation kann auch dann durchgeführt werden, wenn der Betroffene rein optisch unter einem schielenden Auge leidet.