Die Krankheit kann für Betroffene psychisch sehr belastend sein, da die Gesichtserkennung bei den meisten Menschen durchaus wichtig ist, vor allem innerhalb der Familie und im Freundeskreis. Im Normalfall merken sich Menschen nicht jedes Gesicht individuell, sondern die Unterschiede und Abweichungen eines bestimmten Wertes aller Gesichter, die täglich gesehen werden. Bei Personen mit einer Prosopagnosie kann dieser Wert nicht richtig berechnet werden. Zwar können Erkrankte das Gesicht als Augen, Nase und Mund erkennen, allerdings ist es ihnen nicht möglich, dieses Gesicht mit der dazugehörigen Person in Verbindung zu bringen. Daher kann es auch passieren, dass Erkrankte ihr eigenes Spiegelbild nicht erkennen können. Einer Gesichtsblindheit kann nicht vorgebeugt werden. Die Krankheit selbst bleibt ein Leben lang bestehen, ohne, dass sich die Symptome verändern. Jedoch gibt es verschiedene Übungen, Menschen auf andere Art und Weise zu erkennen, um Probleme im sozialen Umfeld zu vermeiden.
Ursachen
Es gibt mehrere Ursachen, die eine Prosopagnosie verursachen können. Jedoch sind in keinem Fall Störungen der Augen oder Weiterleitungen der Reize zum Gehirn betroffen. Auch die Wahrnehmung von Farben und Formen ist nicht gestört. In den meisten Fällen ist die Krankheit angeboren, jedoch kann die Prosopagnosie auch nach verschiedenen Krankheiten und Verletzungen entstehen. Dazu gehören unter anderem Verletzungen am Kopf oder Schlaganfälle. In diesem Fall gibt es zwei verschiedene Formen der Krankheit - die apperzeptive und die assoziative Agnosie. Beide Formen haben jedoch die selbe Ursache. Am Hinterhautlappen des Gehirns kommt es zu Schädigungen, die entweder beidseitig oder rechtsseitig sind. Die Ursachen einer erblich bedingten Erkrankung konnten bisher nicht vollständig nachgewiesen werden, da keinerlei Unterschiede zwischen erkrankten und gesunden Gehirnen gefunden werden können.
Symptome
Die Symptome können sich bei erkrankten Personen stark unterscheiden und sind daher sehr individuell. Das Symptom, dass Erkrankte die Gesichter einzelner Personen nicht zurodnen können, ist jedoch immer vorhanden. Da verschiedene Bereiche des Gehirns betroffen sein können, kann auch die Krankheit unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dazu gehört unter anderem der Schweregrad der Vergesslichkeit und die Verwechslungsgefahr der Gesichter.
Ist die Prosopagnosie angeboren, ist sie meistens nur schwach ausgeprägt. In diesem Fall können Gesichter nicht erkannt werden. Da diese Verlaufsform vergleichsweise schwach ausgeprägt ist, kommt auch eher selten der Verdacht auf, dass es sich hierbei um eine Störung handeln könnte. Erkrankte wissen oft gar nicht, dass sie an einer Krankheit leiden und erklären sich ihren Zustand damit, dass sie sich schlecht Gesichter merken können. Ist die Krankheit etwas stärker ausgeprägt, können die Gesichter dauerhaft nicht erkannt werden und es kommt häufig zu Verwechslungen von Personen. Die Prosopagnosie kann auch so ausgeprägt sein, dass Gesichter zwar kurz erkannt werden können, der Erkrankte das Gesicht aber bereits nach wenigen Minuten wieder vergisst. Bei der schwersten Form der Krankheit können die Gesichter nur als undeutliche Flecken wahrgenommen werden. Die Struktur eines Gesichts kann nicht erkannt werden, weshalb es zu Verwechslungen mit Gegenständen oder anderen Lebewesen kommen kann.
Diagnose
Die Diagnose einer Prosopagnosie wird anhand der auftretenden Symptome gestellt. In vielen Fällen ist eine Diagnose dennoch schwierig, da keinerlei Veränderungen im Gehirn erkennbar sind. Vor allem wenn die Krankheit angeboren und somit auch oft nur schwach ausgeprägt ist, ist eine Diagnose schwierig. Es kann auch vorkommen, dass Ärzte anhand der Symptome auf andere Krankheiten schließen, wie etwa auf das Asperger-Syndrom. Da Erkrankte bei einer Gesichtsblindheit oft auch den Blickkontakt zu anderen Personen meiden und dies auch ein Anzeichen eines Asperger-Syndroms ist, können die Krankheiten schnell miteinander verwechselt werden. Oft kommt es auch zu keiner Diagnose, da sich Betroffene gar nicht darüber bewusst sind, dass sie an einer Gesichtsblindheit leiden. Entwickelt sich die Krankheit jedoch erst im Laufe des Lebens, fällt den Erkrankten der Unterschied häufig auf. Bei Verdacht einer Prosopagnosie findet ein ärztliches Gespräch statt, bei dem der Patient alle Symptome schildert, die je nach Schweregrad der Krankheit anders ausfallen können. Da in den meisten Fällen keine organischen Veränderungen gefunden werden können, findet die Diagnose nur anhand der Symptomschilderung statt. Bei einer erworbenen Gesichtsblindheit kann es jedoch durchaus sinnvoll sein, alle Krankheiten und Verletzungen des Patienten zu nennen, da diese als Ursache in Frage kommen können.
Behandlung
Eine Gesichtsblindheit ist nicht heilbar und bleibt ein Leben lang unverändert bei dem Patienten bestehen. Jedoch können Betroffene einige Maßnahmen ergreifen und Übungen erlernen, mit denen sie im sozialen Umfeld besser klar kommen. Erkrankte Personen können unter anderem lernen, Personen anhand von der Stimme, der Körperhaltung und der Gestikulation zu erkennen. Auch besondere Merkmale, wie zum Beispiel Brillen, können Betroffenen das Erkennen von Menschen erleichtern. Häufig ist eine Therapie mithilfe eines Neuropsychologen sinnvoll, bei der das Training gezielt auf solche Merkmale abgestimmt wird. Innerhalb des Freundeskreises oder der Familie kann es außerdem hilfreich sein, sich gewisse Verhaltensmuster und Gewohnheiten der bekannten Personen zu merken. Bei fremden Personen ist diese Methode jedoch eher nicht hilfreich. Diese Übungen können vor allem dann sinnvoll sein, wenn es für die Betroffenen zu einer psychischen Belastung kommt. Oft kommt es bei den Erkrankten zu sozialen Ausgrenzungen und Missverständnissen, weshalb verschiedene Maßnahmen, Personen erkennen zu können, hilfreich sein können. Zusätzlich können betroffene Personen mit der richtigen Diagnose besser mit der Krankheit umgehen und diese auch ihren Mitmenschen erklären, um zukünftige Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden.