Während einer akuten Mittelohrentzündung können Komplikationen auftreten. Die Entzündung kann auf den benachbarten Warzenfortsatz übergehen und sich in seinen Hohlräumen ausbreiten. Da diese Hohlräume Schleimhäute besitzen, können sich diese ebenfalls entzünden. In diesem Fall spricht man von einer Mastoiditis. Erste Anzeichen für diese Erkrankung sind eine gerötete Haut hinter der Ohrmuschel. Zusätzlich kann die Haut in diesem Bereich anschwellen und schmerzen. Unbehandelt führt die Entzündung im schlimmsten Fall zu einer Hirnhautentzündung oder zu einem Hirnabszess. Außerdem kann es zu Lähmungen der Gesichtsnerven kommen. Weitere Komplikationen sind eine toxische Labyrinthitis, bei der Giftstoffe von Bakterien vom Mittelohr in das Innenohr gelangen und dadurch eine Schwerhörigkeit oder Ohrgeräusche auslösen können, und eine Vernarbung des Trommelfells. Vernarbungen sind die Folge von häufig auftretenden Mittelohrentzündungen. Zudem können die Gehörknöchelchen verwachsen sein, was zu einer anhaltenden Hörstörung führen kann.
Einer Mittelohrentzündung kann vorgebeugt werden indem man das Immunsystem stärkt. Dies erreicht man mit einfachen Mitteln. Dazu zählt eine ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung. Das Immunsystem kann so deutlich besser Viren und Bakterien abwehren.
Ursachen
Oft entsteht eine akute Mittelohrentzündung, wenn ein Infekt der oberen Luftwege entsteht. Es reicht also bereits ein harmloser Schnupfen aus, damit sich die Viren bis hin zum Mittelohr vorarbeiten können. Viren sind in den meisten Fällen die Hauptursache einer Mittelohrentzündung. Darunter fallen vor allem Rhino-Viren, RS-Viren und Influenza-Viren. Besteht bereits eine akute Mittelohrentzündung, können zusätzlich Bakterien entstehen, da sich die Erreger während einer Infektion besonders schnell im Nasenrachenraum vermehren. Oft treten Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae auf. Es kann also ein Virus-Infekt und zeitgleich ein bakterieller Infekt entstehen.
Seltener sind Bakterien allein Auslöser für eine akute Mittelohrentzündung. Gelangen sie in den Nasenrachenraum, können sie über die Ohrtrompete direkt in das Mittelohr wandern. Dies ist oft der Fall, wenn Menschen an chronischen Nasenschleimhautentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen leiden. Besonders Kinder mit entzündeten und vergrößerten Mandeln im Nasenrachenraum können von einer akuten Mittelohrentzündung betroffen sein. In seltenen Fällen gelangen Bakterien direkt über den Gehörgang in das Mittelohr. Dies geschieht jedoch nur wenn das Trommelfell geschädigt ist, also ein Riss oder Loch vorhanden ist. Diese Verletzungen können allerdings gut behandelt werden und heilen oft schon von allein.
Symptome
Zu Beginn der Krankheit verspürt der Betroffene Ohrenschmerzen, die schnell extrem schmerzhaft, stechend und pulsierend werden. Zudem kann ein Druckgefühl wahrgenommen werden. Häufig kommt es zu einem verminderten Hören und Ohrgeräusche, auch Tinnitus genannt, können auftauchen. Da Störungen im Ohr vorhanden sind, leiden viele betroffene Personen an Schwindelgefühle und manchmal auch an Gleichgewichtsstörungen. Schnell kommt es zu einem allgemeinen Unwohlsein und Fieber. Kinder neigen dazu überwiegend nachts sehr hohes Fieber zu bekommen. Bei Babys und Kleinkindern tauchen außerdem oft Bauchschmerzen zu den eigentlichen Symptomen auf.
Im schweren Verlauf kann es zu einem sogenannten Mittelohr-Erguss kommen. Dies passiert, wenn die Ohrtrompete während einer Entzündung anschwillt. Bei einem gesunden Menschen sorgt die Ohrtrompete für einen Druckausgleich des Mittelohrs. Bei einer akuten Mittelohrentzündung kann die Ohrtrompete jedoch so stark anschwellen, dass sie ihre Funktion nicht mehr ausführen kann. Es entsteht ein Unterdruck und eine Störung der Luftzufuhr. Die Schleimhäute des Mittelohrs reagieren darauf, indem sie ein Sekret produzieren, welches zunächst noch sehr flüssig ist. In manchen Fällen fangen die Schleimhäute an zu bluten. Wird der Betroffene nicht behandelt, können sich Bakterien in der Ohrtrompete bilden und vermehren. Die Schleimhäute produzieren nun ein dickflüssiges und eitriges Sekret. Dies kann auch passieren, wenn die Bakterien aus dem Nasenrachenraum direkt in das Mittelohr wandern. Je mehr Sekret produziert wird, desto höher der Druck. Wenn die Entzündung weiterhin nicht behandelt wird kann es im ungünstigsten Fall zu einem Riss des Trommelfells kommen, da das Sekret nicht in den Nasenrachenraum abfließen kann und sich hinter dem Trommelfell anstaut. Kommt es zu einem Riss, lässt der Druck sehr schnell nach und das Sekret fließt in Richtung des Gehörgangs. In manchen Fällen ist das Sekret mit Blut vermischt. Die Ohrenschmerzen verschwinden dadurch rasch und die Entzündung kann mithilfe einer richtigen Behandlung abklingen. In der Regel wächst der entstandene Riss des Trommelfells von allein wieder zu.
Diagnose
Betroffene sollten nicht lange warten bis sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Vor allem bei Kindern sollte schnell gehandelt werden. Er untersucht zunächst das Trommelfell, die Nase sowie den NasenrachenRaum und die Nebenhöhlen der Nase. Während das Trommelfell untersucht wird, setzt der Arzt ein Mikroskop ein, welches für das Ohr angefertigt ist. Im frühen Stadium der Entzündung ist das Trommelfell durch den Unterdruck im Mittelohr nach Innen gewölbt. Zudem sind die Blutgefäße geweitet, weshalb das Trommelfell rosa bis rot gefärbt aussieht. Bildete sich im Ohr bereits Sekret, kann der HNO-Arzt es mithilfe des Mikroskops sehen. Ist die Krankheit weiter fortgeschritten, neigt das Trommelfell in Richtung Gehörgang. Wenn das Trommelfell gerissen ist, kann dieser Riss ebenfalls mit einem Mikroskop erkannt werden. Um Nase und NasenrachenRaum zu untersuchen, wird ein spezielles Endoskop eingesetzt was über einen Winkel verfügt. So kann der Arzt in alle Bereiche der Nase und des Nasenrachenraums hineinsehen. In vielen Fällen wird zudem ein Hörtest durchgeführt, da die Entzündung das Gehör beeinflussen kann. Neben einem Hörtest können auch gewisse Messungen durchgeführt werden, um den Druck des Mittelohrs und Schwingungen der Gehörknöchelchen festzustellen. Schlägt die Behandlung nicht an und tritt Sekret aus dem Ohr aus, wird oft eine Probe von ihm entnommen um diese im Labor untersuchen zu lassen. Wenn die Art der Viren oder Bakterien nachgewiesen wird, kann eine passende Behandlung mit geeigneten Antibiotika angewendet werden. In manchen Fällen werden auch Röntgenaufnahmen genommen und CT-Untersuchungen durchgeführt um andere mögliche Erkrankungen auszuschließen oder rechtzeitig zu erkennen.
Behandlung
Es wird dazu geraten die Behandlung von einem Arzt durchführen zu lassen, denn eigene Behandlungen können sich negativ auf die Krankheit auswirken.
Ist die akute Mittelohrentzündung noch nicht schwerwiegend, kann mit Nasensprays behandelt werden, die die Schleimhäute dazu anregen abzuschwellen. Die genaue Art und Dauer der Anwendung des Nasensprays, sollte mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Sind die Schleimhäute zudem stark gereizt und bluten, kann eine geeignete Heilsalbe angewendet werden. Damit die Entzündung abklingt, werden Tabletten verordnet, die zusätzlich die Schleimhäute zum Abschwellen anregen. Sofern kein Sekret aus dem Ohr heraustritt und auch kein Riss besteht, können Ohrentropfen benutzt werden, die schmerzlindernd wirken. Das Sekret kann von einem HNO-Arzt abgesaugt werden um weiteren Entzündungen und Beschwerden vorzubeugen.
Manchmal ist es notwendig einen Riss des Trommelfells durch eine Operation herbeizuführen, damit das Sekret abfließen kann. Während der Operation kann das Sekret professionell abgesaugt werden. In der Regel reicht eine örtliche Betäubung für diesen Eingriff aus. Bei Kindern wird jedoch eine Vollnarkose durchgeführt. Damit das Trommelfell nicht zu schnell zuwächst, setzt der Arzt oft ein Röhrchen ein. Dadurch gelingt genügend Luft in das Mittelohr und das nachproduzierte Sekret kann weiterhin abfließen. Treten keine Komplikationen auf, wird das Röhrchen im Normalfall nach einigen Wochen vom Körper abgestoßen und es landet in den Gehörgang. Passiert das nicht, kann das Röhrchen mit einem kleinen Eingriff entfernt werden.
Leiden Kinder häufig an einer Mittelohrentzündung, werden in der Regel die Mandeln des Nasenrachenraums operativ entfernt. Die Operation kann auch im jugendlichen Alter stattfinden, sofern die Jugendlichen häufiger an Nasenschleimhautentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen leiden.